18. Februar 2009

Eine Feuerwehr stirbt – und keinen interessiert’s

Die Ortsfeuerwehr Volkerode wird aufgelöst: Einmalig in Südniedersachsen (Tageblatt berichtete). Wie aber soll es nun weitergehen? Damit befasste sich jetzt der Ortsrat, und selbst der Gemeindebürgermeister war mit einer Abordnung erschienen. Im Dorf selbst aber scheint sich niemand so recht für das Thema zu interessieren.

Kühl war es im Bürgerhaus zu Volkerode während der Ortsratssitzung, und das kommt der aktuellen Stimmungslage in dem kleinen Dorf der Gemeinde Rosdorf schon sehr nahe. Dabei hätte man anderes erwartet, zumindest aber viele Zuhörer, die den großen Versammlungsraum allein durch ihre pure Anwesenheit, ja wenn nicht gar durch einen Sturm der Entrüstung, aufheizen. Denn eine Ortsfeuerwehr wird ja nicht alle Tage aufgelöst. Schon gar nicht dermaßen sang- und klanglos, wie es nun in Volkerode geschieht. Doch nur ein einziger Bürger hatte sich herbemüht.

Das dürfte auch Gemeindebürgermeister Harald Grahovac (SPD) verwundert haben, der nicht nur persönlich erschienen war, sondern obendrein noch Ordnungsamtsleiter Jörg Kaufmann und den stellvertretenden Gemeindebrandmeister Alexander Kubik im Schlepptau hatte. „Die Gemeinde will aufklären, mit aller Kraft“, sollte das wohl heißen. Tatsächlich aber wirkte es angesichts der gähnenden Leere im Bürgerhaus irgendwie übertrieben engagiert. Grahovac, der traurigen Situation angepasst im dunklen Anzug gekleidet, ließ sich indes nicht entmutigen und tat einfach so, als sei der Raum tatsächlich zum Bersten gefüllt.

Man habe in den vergangenen Wochen „sehr intensiv“ diskutiert, hob er an. Alles sei versucht worden, die Ortswehr zu erhalten. Vergeblich. Jetzt mache er sich „erhebliche Sorgen“, fügte er betroffen hinzu. Das sei natürlich „kein Vorwurf“, versicherte Grahovac, um kurz darauf unterschwellig doch einen zu formulieren. Die Aktiven in Volkerode hätten „keine Bereitschaft gezeigt“. Selbst eine Zusammenarbeit mit benachbarten Wehren sei fehlgeschlagen.

Das klang nicht nett. Doch weil die Kritik nun schon einmal dezent durchsickerte, verwandelte Kubik die Vorlage sogleich im Stile eines Mittelstürmers. „Wir haben uns sehr viel Mühe gegeben, aber in Volkerode hat sich nichts bewegt. Das ist traurig und erschreckend.“ Rums, das saß. Das große Pfeifkonzert blieb jedoch aus.

Immerhin schaltete sich Premium-Gast Karl-Otto Gersting, selbst aktiver Feuerwehrmann in Volkerode, ein: „Es ist schlimm, dass es so weit gekommen ist“, sagte er, schränkte aber unumwunden ein, dass die Ortswehr „in den letzten fünf Jahren sehr gelitten“ habe. Allein ein Stamm von vier oder fünf Leuten sei „immer da“ gewesen. Für die Zukunft sehe er schwarz, sagte Gersting. „Wenn es wirklich brennt, haben wir keinen Schluck Wasser, nichts.“ Dabei wisse doch jedes Kind, worauf es bei einem Feuer ankomme: „Das erste Wasser ist wichtig.“

„Die Zukunft macht mir Angst“, pflichtete ihm Grahovac bei. Man müsse nun darüber nachdenken, wie der Brandschutz in Volkerode gewährleistet werden könne. „Wir müssen uns zusammenraufen und das organisieren“, das verlange schon das Gesetz. Als Möglichkeiten nannte er „eine kleine Berufsfeuerwehr“ oder eine „schnelle Eingreiftruppe“. Eine „Pflichtfeuerwehr“ werde es hingegen unter seiner Ägide nicht geben.

Ortsbürgermeister Jens Windwehe (FWG) regte an, vielleicht „eine Rumpftruppe“ in der Ortschaft zu behalten, „um wenigstens Wasser zu haben“. Ob man das dann Feuerwehr oder Löschgruppe nenne, sei doch egal. „Es gibt die Begriffe“, klärte ihn Kaufmann auf, aber derartige Gruppen müssten einer anderen Ortsfeuerwehr unterstehen.

„Das kann man doch keinem zumuten“, stöhnte Ortsratsmitglied Steffan Vanselow (FWG) – und wollte damit natürlich die schwierige Situation der anderen Ortswehren ansprechen, die genug eigene Probleme haben. Nur hätte man das an diesem trostlosen Abend auch durchaus anders verstehen können.

Quelle: www.goettinger-tageblatt.de

1 Kommentar:

Frank Bode hat gesagt…

Hallo, ich bin durch Zufall auf diesen Beitrag gestoßen!
Der damalige Stand war tatsächlich eher trostlos und scheinbar hatte die Gemeinde keine andere Wahl.
Die Ortsfeuerwehr Volkerode wurde in der Tat durch Beschluß des Gemeiderates im Jahre 2011 aufgelöst und eine Löschgruppe die einer anderen Ortsfeuerwehr der Gemeinde unterstellt ist.
Doch es gibt neues im Ortsteil Volkerode!
Im Oktober 2011 wurde die Jugendfeuerwehr Volkerode wieder ins Leben gerufen. Sage und schreibe 13 Jugendliche im Alter zwischen 10 und damals 14 haben sich gemeldet. Dies ist in einem Ortsteil mit nur rund 180 Erwachsenen eine sehr vielversprechende Anzahl.
Man kann dies durchaus als eine Art Initialzündung für die Aktiven des Ortes sehen, denn seit einiger Zeit finden sich neue Mitglieder für die Löschgruppe. Sehr bald wollen nun auch dei ersten Jugendlichen in die Aktive übertreten.
In diesem Jahr hat die Löschgruppe erstmals wieder mit einer Gruppe an den Gemeindewettberwerben teilgenommen.
Ich denke die Chancen für die Feuerwehr in Volkerode sehen jetzt durchaus gut aus.