8. Januar 2009

Es brennt – und keiner darf fahren

Langsam wird es eng für die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Würzburg. Die Zeit drängt und immer noch gibt es keinen entscheidenden Durchbruch beim Führerschein-Problem der jüngeren Kameraden. Die verfügen meist nur über den B-Führerschein, mit dem sie Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen Gewicht fahren dürfen. Doch die neuesten Löschfahrzeuge sind meist schwerer.

Sogar der Bundesrat hat sich inzwischen auf Initiative der Feuerwehren mit dem Thema beschäftigt hat. Hintergrund des Vorstoßes: Der seit 1999 gültige B-Führerschein berechtigt nur zum Fahren von Autos bis zu 3,5 Tonnen Gewicht. Wer davor den Führerschein Klasse 3 machte, durfte noch Fahrzeuge bis zu 7,5 Tonnen Gewicht bewegen.

Doch mit der Zeit und dem Generationswechsel wird es bei den Feuerwehren immer weniger mit Klasse 3 und immer mehr mit Fahrerlaubnis B geben. Heißt: Den Feuerwehren gehen mehr und mehr die Fahrer aus.

Die Länderkammer hat nun angeregt, dass die maximale Last, die mit B-Führerschein gefahren werden darf, von 3,5 Tonnen auf 4,25 Tonnen erweitert wird. Die abschließende Entscheidung darüber hat der Bundesrat nicht: Die will der Bundestag noch in diesem Monat treffen.

Selbst wenn das Votum positiv ausfällt: Für Kreisbrandrat Heinz Geißler ändert das an der Lage im Landkreis nichts: „Für unsere Feuerwehren bringt das keine spürbaren Entlastungen. Denn die Fahrzeuge, die das betrifft, sind bei uns nicht so verbreitet.“ Im Landkreis gebe es immer mehr Spritzenfahrzeuge mit Wasser, Löschgruppenfahrzeuge und Tanklöschfahrzeuge – alle jenseits der zehn Tonnen.

Dafür sieht Geißler den erweiterten C-Führerschein als beste Lösung. Doch selbst dessen einfache Variante kostet 1500 Euro und mehr: „Man kann von den Feuerwehrmännern nicht verlangen, dass sie den so teuren Führerschein privat zahlen“, sagt Geißler.

Doch welche Wehren sind zuerst vom Führerschein-Problem betroffen – die großen oder die kleinen? Roland Schmitt, Kommandant der mit 92 Kameraden und einer Zuständigkeit über die Autobahnen 3 und 7 sowie die Bundesstraße 8 größeren Rottendorfer Feuerwehr glaubt, dass es zuerst die Kleinen trifft: „Die Größeren können das mit ihrer Mannschaftsstärke noch abfangen.“ Dort sei die Wahrscheinlichkeit da, dass noch jemand große Fahrzeuge fahren dürfe. Erst kürzlich hätten zudem zwei Kameraden den C-Führerschein gemacht.

Kreisbrandrat Geißler glaubt indes, dass das Führerschein-Problem „auf alle Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis gleichermaßen zukommt“.

Die Kister Feuerwehr ist mit ihren 50 Kameraden eine der kleineren. Dennoch ist sie für zwei Autobahnen – die A3 und A 81 – sowie die B 27 zuständig. Dafür stehen ein 7,5 Tonnen schweres Einsatzfahrzeug und zwei Busse zur Verfügung. Demnächst kommt ein HLF 20/16 hinzu. Gewicht: 14,5 Tonnen.

Laut Kommandant Erhard Spiegel gibt es genug ältere Kameraden, die die Einsatzfahrzeuge fahren dürfen. Noch: „Doch in drei bis vier Jahren wird es problematisch.“

Wo die große Politik nicht helfen kann, muss die kleine Gemeinde ran. Schließlich gehört der Brandschutz zu ihren Pflichtaufgaben: „Es gibt Gemeinden, die sich schon jetzt mit der Führerschein-Problematik befassen. Andere lassen sie auf sich zukommen“, sagt Geißler. Allerdings würden immer mehr Kommunen darauf aufmerksam werden.

Inzwischen gibt es Modelle, bei denen die Gemeinde dem Feuerwehrmann den C-Führerschein bezahlt. Wie in Ochsenfurt. Dort muss er aber mindestens fünf Jahre für die Wehr tätig sein. Für jedes Jahr, das er früher geht, muss er 20 Prozent der Führerscheinkosten zurückzahlen.

In Rottendorf existiert so eine Regelung nicht: „Diese Modelle sind im Landkreis nicht flächendeckend eingeführt“, sagt KBR Geißler. Voraussetzung dafür sei eine grundsätzliche Bereitschaft der Gemeinden. Und die bestehe aus oben genannten Gründen noch nicht. Deswegen will Geißler das Thema Führerschein noch einmal bei der nächsten Bürgermeistertagung ansprechen.

Quelle: mainpost.de

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