1. Dezember 2007

Katastrophenschützer sorgen für eine kleine Katastrophe

Bei einer Katastrophenübung ist am Wochenende aufgrund eines Missverständnisses ein regelrechter Fleischberg entstanden. Ein Kaufbeurer Wirt hatte mehr als 500 Schnitzel für die Verköstigung der hungrigen Katastrophenhelfer vorbereitet. Das Problem dabei: Die Helfer existierten lediglich auf dem Papier.

Die Übung der Stadt mit ihrer Führungsgruppe Katastrophenschutz unter Leitung von Oberbürgermeister Stefan Bosse und der Staatlichen Feuerwehrschule für Brand- und Katastrophenschutz in Geretsried fand am Samstagmorgen weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit statt. Kurz nach 6 Uhr waren die Führungskräfte der Feuerwehr, der Polizei und der Rettungsdienste wegen eines fiktiven Eisenbahnunglücks im Bereich des Kaufbeurer Bahnhofs alarmiert worden. Bei derartigen Rahmenübungen glühen zwar die Telefondrähte, die Reifen bleiben aber in der Regel kalt. Das heißt, dass auf eine Darstellung der Katastrophe am Einsatzort verzichtet wird, die Führungsstäbe aber voll besetzt sind und das Szenario abarbeiten.

Zeitweise waren bei dem "Sandkastenspiel" mehr als 500 Einsatzkräfte eingesetzt, darunter Hubschrauber der Bundeswehr und Einheiten der Bereitschaftspolizei - aber eben nur auf dem Planungstisch. Nachdem aber im Ernstfall auch die Versorgung der Helfer gewährleistet werden muss, erhielt eine Mitarbeiterin der Führungsgruppe den Auftrag, abzuklären, ob kurzfristig Verpflegung organisiert werden könne. Der Koch eines Restaurants, bei dem nachgefragt wurde, ob er in der Lage sei, kurzfristig für 500 Mann Einsatzverpflegung zuzubereiten, fasste die Nachfrage als Auftrag auf.

Während die Sachbearbeiterin einen Haken unter den Punkt "Versorgung" setzte, kam der Koch richtig ins Schwitzen: Er begann, 500 Schnitzel für die (nicht vorhandenen) Helfer vorzubereiten. Erst durch eine Rückfrage über Liefermodalitäten wurde das Missverständnis gegen 11 Uhr bemerkt. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 100 Schnitzel vorgegart und 200 weitere paniert. "So kam dann nochmals richtig Dynamik in die ansonsten ruhig und gut verlaufende Übung", sagte Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse.

200 Schnitzel konnte der Koch wieder einfrieren, für das übrige Fleisch wurde durch die Einsatzleitung eine pragmatische Lösung gefunden: Für 150 Schnitzel konnte als Käufer ein Seniorenheim gefunden werden, das dafür kurzfristig den Speiseplan änderte. Den Rest übernahm - notgedrungen - die Feuerwehr Kaufbeuren.

Die anwesenden Ausbilder der Feuerwehrschule konnten sich nicht erinnern, dass so etwas schon einmal bei einer Übung passiert sei. Die politische Verantwortung für die Schnitzelpanne übernahm indes der Oberbürgermeister. In den nächsten Tagen soll mit der Amtshaftpflichtversicherung der Stadt über eine Regulierung des Schadens verhandelt werden.

Quelle: Schwäbische Zeitung online

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