Großübung Bavaria Yachts
Ein Großaufgebot von Feuerwehren kam am Dienstag Abend aus allen Himmelsrichtungen nach Giebelstadt gefahren. Die Alarmmeldung zu der Großübung hatte gelautet: Brand bei Bavaria Yachtbau, mehrere Personen vermisst.
Das Übungsobjekt war die „Halle 1“ auf dem Bootsbaugelände. Hier werden die Rümpfe für die Motor- und Segeljachten aus Kunstharz und Glasfasern laminiert. Schon mehrmals war es in diesem, eigentlich aus drei Hallen bestehenden Brandabschnitt zu kleineren Bränden durch Selbstentzündung von Klebstoffresten gekommen.
Weil der Hallenkomplex der „Halle 1“ eine Fläche von 210 mal 160 Metern umfasst, werden hier im Ernstfall viele Stahlrohre mit Löschwasser und auch zahlreiche Atemschutzgeräteträger benötigt. Daher waren auch zu der Übung 13 Feuerwehren gerufen worden. Neben der Ortsfeuerwehr Giebelstadt mit ihrem Löschfahrzeug kamen auch die Wehren aus Essfeld, Sulzdorf, Euerhausen, Geroldshausen, Allersheim, Albertshausen, Herchsheim, Reichenberg und die Werkfeuerwehr der Fa. Südzucker aus Ochsenfurt. Zusätzlich angefordert wurde noch die Drehleiter aus Ochsenfurt und das Lichtmastfahrzeug aus Eibelstadt. Die einzige Wehr, welche dem Ruf aus Giebelstadt nicht folgen konnte, waren die Ingolstädter. Dort hatten sich nur drei Feuerwehrleute am Gerätehaus eingefunden. Zuwenig um mit ihrem von einem Schlepper gezogenen Tragkraftspritzenanhänger auszurücken.
Zur Betreuung der „Verletzten“ standen die HvO aus Giebelstadt und Essfeld bereit. Zusätzlich stand ihnen noch der Notfallseelsorger, Diakon Rainer Boivin aus Kirchheim zur Seite.
Die erste Aufgabe der eintreffenden Einsatzkräfte war dann auch die Suche nach den „vermissten Personen“, dargestellt von der Jugendfeuerwehr. Hierbei zeigte sich, dass die eingesetzten 15 Atemschutztrupps schon bei unverrauchten Bedingungen in der riesigen Halle überfordert waren. Es dauerte eine geschlagene Stunde bis die letzte Person gefunden wurde. „Hier gibt es noch weiteren Bedarf“, mahnte Kreisbrandinspektor Alois Schimmer an.
Werkfeuerwehr Südzucker mit Spezialgerät
Großes Lob spendete er der Werksfeuerwehr der Südzucker die zur Übung mit 14 Mann angerückt war, acht davon mit Atemschutzgeräten ausgestattet. Ein weiteres Gerät, dass die „Zuckerer“ mitbrachten war jedoch nutzlos. Der von der Fa. Campa für die Werkfeuerwehr angeschaffte Schaum- und Wasserwerfer konnte wegen des akuten Wassermangels bei der Übung nicht zum Einsatz kommen. Unter optimalen Bedingungen kann dieser Wasserwerfer das rettende Nass über 80 Meter weit durch die Luft befördern. Der Druck im Leitungssystem war jedoch durch die eingesetzten Pumpen und Strahlrohre soweit zusammengebrochen, dass es dafür nicht mehr reichte. Dafür leistete das zweite Fahrzeug der Zuckerfabrik gute Dienste. Es ist ein umgebauter Krankenwagen, mit dem innerhalb kürzester Zeit eine 1000 Meter lange Schlauchleitung verlegt werden kann. Damit kann das Löschwasser auch von weiter entfernten Stellen herbeigeholt werden.
Geschäftsführer beeindruckt
Insgesamt, so wurde am Ende der Übung festgestellt, haben daran 145 Feuerwehrleute mit 23 Einsatzfahrzeugen teilgenommen. Der Geschäftsführer der Bavaria, Klaus Hammen zeigte sich beeindruckt von der hohen Anzahl der Frauen unter den Helfern. Auch die schnelle Reaktionszeit der Wehren fand sein Lob. „Wenn es hier brennt“, so meinte er, „geht es nicht nur um Sachwerte, in erster Linie geht es um die Menschen, die hier arbeiten“. Zusammen mit Bürgermeister Helmut Krämer, der die Übung auch kritisch beobachtete, versprach er an der Verbesserung der Löschwasserversorgung zu arbeiten.
Kreisbrandrat Heinz Geißler und Kreisbrandinspektor Alois Schimmer stellten drei Mankos bei der Übung fest. Zum einen der Mangel an ausgebildeten und einsatzfähigen Atemschutzgeräteträgern. Hier muss von den Wehren noch viel Arbeit geleistet werden. Der zweite Minuspunkt galt der Wasserversorgung. Für ein Großschadensereignis auf dem Firmengelände steht derzeit einfach nicht genügend Löschwasser zur Verfügung. Das dritte Problem betrifft die Feuerwehr selbst. Wenn so viele verschiedene Trupps zusammenarbeiten, ist der Funkverkehr nur noch ein Tohuwabohu. Bei Einsätzen dieser Größenordnung müssen verschiedenen Brandabschnitten auch eigene Funkfrequenzen zugeteilt werden, das betrifft besonders die an vorderster Stelle arbeitenden Atemschutzgeräteträger. Denn wenn von ihnen einer in Not gerät, darf sein Hilferuf nicht überhört werden.
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