23. Februar 2008

Blasenkrebsrisiko in der Feuerwehr kaum bekannt

Sind die Flammen endlich gelöscht, nehmen die Feuerwehrmänner ihre Atemmasken ab - und erhöhen ihr Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken. Denn das Einatmen der chemischen Substanzen im Rauch kann zu Blasenkrebs führen. Das wissen die wenigsten Menschen, die beruflich oder freiwillig bei Löscharbeiten helfen.

Feuerwehrleute haben ein erhöhtes Risiko für Blasenkrebs. Die Ursache ist der langjährige Kontakt der Brandschützer mit im Rauch enthaltenen kanzerogenen Substanzen. Die Verwendung von leicht brennbarem Plastik im Möbel und Häuserbau könnte das Krebsrisiko verstärkt haben. Fangchao Ma von der Universität Miami, der über 35.000 Feuerwehrmänner und -frauen untersuchte, stellte fest, dass vor allem langjährige Mitarbeiter der Feuerwehr häufiger an Blasenkrebs erkranken. Bei denjenigen, die in den 70er Jahren ihren Dienst begonnen haben, konnte er ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko für Blasenkrebs nachweisen.


„Bärte in den Mund!"

In den letzten Jahren hat der Arbeitsschutz bei der Feuerwehr einen hohen Stellenwert erhalten. „Das Tragen von umluftunabhängigen Atemschutzgeräten hat bei uns oberste Priorität", sagt Nils Hansen von der Leitstelle der Berufsfeuerwehr in Kiel. „Der Atemschutz wird schon auf dem Einsatzweg und auch noch bei Nachkontrollen der Brandstelle angelegt. Ohne Maske geht bei uns keiner mehr über die Rauchgrenze. Vor hundert Jahren hieß es nur: ‚Bärte in den Mund!' - Das war damals der einzige Atemschutz." Auch nach erfolgreicher Löschung eines Brandes ist die Belastung der Luft mit krebserregenden Substanzen so hoch, dass Blasenkrebs die Folge sein kann. Zudem werden bei den nachfolgenden Aufräumarbeiten zusätzlich Krebs erzeugende Stoffe aufgewirbelt und eingeatmet. Dass Blasenkrebs bei Feuerwehrmännern eine Folge des Berufs sein kann, wissen die wenigsten Brandschützer.
Blasenkrebs-Test wird bei U.S.-Feuerwehrleuten immer öfter eingesetzt

In den Vereinigten Staaten ist man sich der Gefahr für die Feuerwehrmänner bewusst. Ärzte haben Mitarbeiter der Feuerwehren von Troy und West Sand Lake im Staat New York im April 2004 in einem Pilotprojekt untersucht, um Blasenkrebs bereits in einem sehr frühen Stadium zu entdecken. Dafür verwendeten sie einen Schnelltest, bei dem das Tumorspezifische Protein NMP22 (nukleäres Matrixprotein 22) innerhalb einer halben Stunde im Urin nachweisbar ist. In mehreren Regionen gibt es inzwischen einen kostenlosen Blasenkrebs-Check für die Angestellten der Feuerwehr.

Früherkennung ermöglicht erfolgreiche Therapie

Ein erhöhtes Blasenkrebsrisiko haben alle Menschen, die beruflich bestimmten chemischen Substanzen wie aromatischen Nitro- oder Aminoverbindungen ausgesetzt sind: Neben Feuerwehrmännern sind das beispielsweise Arbeiter in der Farben- und der Teer verarbeitenden Industrie sowie der Petrochemie, Friseure und Tankwarte. Besonders gefährdet sind langjährige Raucher. Experten raten den Risikogruppen zu einer Früherkennungsuntersuchung beim Urologen. „Eine Früherkennung mit dem Tumormarker NMP22 verbessert ganz erheblich die Heilungschancen von Blasenkrebs. Sonst wird der Tumor oft erst erkannt, wenn bereits Symptome wie Blut im Urin aufgetreten sind. Dann kann es für eine Heilung zu spät sein", erläutert der Urologe Dr. Gerson Lüdecke von der Universität Gießen.

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